Wer zweimal stirbt

 



Der junge Pfadfinder Edvin campt auf einer kleinen Schäreninsel, wo er und seine Kameraden Pilze sammeln. Ausgerüstet mit einem Körbchen findet er stattdessen einen halbvergrabenen Totenkopf im Wald. Obwohl er erst zehn Jahre alt ist, weiß er sofort, was zu tun ist: Er steckt den Schädel in eine Plastiktüte und türmt aus dem Pfadfinderlager zurück nach Stockholm geradewegs in die Wohnung seines Nachbars – dem berühmt berüchtigten Kommissar Evert Bäckström.

Evert Bäckström, irgendwo zwischen Mitte 40 und Mitte 50, klein, dick und durchaus nicht ganz auf der Höhe der Zeit, was Gleichberechtigung und politische Korrektheit angeht, ist als Kommissar bei der Polizei in Stockholm tätig. Sein Benehmen ist schlecht, sein Instinkt jedoch untrüglich. Er ist der Mann für die harten Fälle: Mord, bewaffneter Raubüberfall und so weiter. Am wenigsten scheut er dabei, sich selbst die Hände schmutzig zu machen.

 

 

Leif GW Persson

Leif GW Persson gilt als Großmeister der skandinavischen Kriminalliteratur. Persson, der langen Zeit als Profiler im Polizeidienst tätig war, ist Professor der Kriminologie, Medienexperte und seit mittlerweile 30 Jahren einer der erfolgreichsten Krimiautoren Schwedens. Er wurde mehrfach mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet, daneben erhielt er den Dänischen und den Finnischen Krimipreis. Seine Romane stehen regelmäßig auf Platz 1 der Bestsellerliste und verzeichnen Millionenauflagen.

 

 

Dies ist nun der Vierte Band von Leif Persson über den eigensinnigen Kommissar Evert Bäckström.

Evert ist alles andere als ein Sympathischer Mensch und er tut auch alles dafür das es so bleibt. Er lässt auch jeden spüren das er der Beste ist. Er ist irgendwo zwischen 40 und 50 klein und dick und nicht unbedingt Politisch auf der richtigen Höhe. Das Benehmen ist auch nicht der Bester aber sein Instinkt umso besser. Angst sich die Finger Schmutzig zu machen hat er aber auch nicht.


Evert wird auch in dem ganzen Buch nicht sympathischer aber die Art wie er Ermittelt und dass er doch eben gute Leistung bringt macht die Geschichte schon Spannend.

Meist ist es ja so dass Man sich auf die Personen konzentriert die da die Haupt Charaktere sind in diesem Buch ist es anderes den hier achtet man dadurch viel mehr auf die Story.

Trotzdem ist das Buch gut geschrieben auch mit viel Wortwitz.

Die Story baut sich auch nach und nach auf, ganz am Anfang hat man erst wenige Tatsachen zur Hand aber im Laufe der Story kommen immer mehr Tatsachen zum Vorschein so das man die ganze Zeit mit Ermittelt und die Story zusammen Puzzeln kann.

 

Auch die Story ist gut und macht Spaß sie zu lesen, das einzige was ich etwas kritisiere ist das es teilweise schon sehr in die Länge gezogen ist das hätte man auch etwas kürzen können.

 

 

Leseprobe

Dies ist ein böses Märchen für erwachsene Kinder, und diesmal ist auch eine der Hauptpersonen der Geschichte ein Kind: nämlich Evert Bäckströms Nachbar, der kleine Edvin, zehn Jahre alt. Wenn man so will, kann man ihn als neuzeitliche literarische Entsprechung der Straßenkinder sehen, die uns in Conan Doyles Sherlock-Holmes-Romanen in der Baker Street begegnen, oder des kleinen Emil Tischbein in Erich Kästners Buch über »Emil und die Detektive«. Oder – denn Letzterer ist den schwedischen Lesern sicher am bekanntesten – unseres eigenen jungen Meisterdetektivs Kalle Blomkvist aus den Romanen von Astrid Lindgren. Rein äußerlich ähneln sich Bäckström und Edvin nicht im Geringsten, doch es herrscht eine starke innere Verbundenheit zwischen ihnen. Edvin ist Bäckströms treuer Knappe und sein Bote in einer Vielzahl einfacher Verrichtungen von eher häuslicher und privater Natur, während Bäckström – wie Edvin die Sache vorzugsweise betrachtet – wohl am ehesten als Mentor und männliches Vorbild des Jungen beschrieben werden kann. Als Edvin während seines Aufenthalts im Sommerlager der Seepfadfinder zufällig einen sehr unheimlichen Fund mit deutlichen polizeilichen Vorzeichen macht, ist natürlich Bäckström der Erste, an den er sich mit seiner Entdeckung wendet. Vielleicht hofft er auch auf die Chance, dem »Herrn Kommissar« bei der Auflösung dessen, was Bäckströms Auffassung nach bereits auf den ersten Blick nach einem »sehr vielversprechenden Mord« aussieht, zur Seite zu stehen.

 

Ein Kommissar und legendärer Mordermittler, der die fünfzig bereits überschritten hat, und ein Junge von zehn Jahren also. Ob es ratsam ist, dass Letzterer im Ersteren eine Art geistige Vatergestalt sieht, darüber kann man natürlich diskutieren. Nichtsdestotrotz, wenn wir nun von all dem absehen, unsere Herzen öffnen und in unserem Inneren Weitsicht walten lassen, ist es auch die Geschichte einer edlen Kameradschaft zwischen Männern, bei denen die innere Verbundenheit schwerer wiegt als alle äußeren Unterschiede. In allem Übrigen ist es eine Schauergeschichte. Böse Mächte treiben ihr Spiel, dunkle Wolken brauen sich über den Köpfen von Bäckström und dem kleinen Edvin zusammen. Aber ich will die Ereignisse nicht vorwegnehmen. Lassen Sie mich stattdessen von vorne anfangen und in schönster Ordnung berichten, wie alles begann und wie es endete.


Leif GW Persson Professorenvilla, Elghammar im Sommer 2016

 

Ein »ziemlich gruseliger« Fund mit polizeilichen Vorzeichen

 

Am Dienstagnachmittag, 19. Juli, klingelte um kurz vor sechs jemand an der Tür von Kriminalkommissar Evert Bäckströms Wohnung im Stockholmer Stadtteil Kungsholmen. Es war ein diskretes, aber gleichzeitig aufforderndes Klingeln, und darüber hinaus der Start einer weiteren Mordermittlung in Bäckströms Leben. Normalerweise begann es niemals auf diese Art. Normalerweise folgte das Ganze festgelegten Routinen. Kriminalkommissar Evert Bäckström war Chef der Abteilung, die sich bei der Polizei Solna mit schweren Verbrechen befasste. Die schwersten Verbrechen, mit denen man es zu tun hatte, waren unterschiedliche Fälle tödlicher Gewalt, und Bäckström war dafür verantwortlich, dass in Ordnung gebracht wurde, was noch in Ordnung zu bringen war. Mit anderen Worten: Das Verbrechen aufgeklärt, der Täter dingfest gemacht und hinter Gitter gebracht und für die Angehörigen die Möglichkeit eines persönlichen Abschlusses, zumindest der Trauerarbeit. Es begann fast immer mit einem Telefongespräch. Einer von Bäckströms Chefs, Kollegen oder vielleicht auch wachhabenden Polizisten rief an – wenn er nicht gerade im Büro saß – und bat ihn, sich um die Sache zu kümmern. Seit Bäckström ein paar Jahre zuvor bei der Polizei in Solna angefangen hatte, leitete er in über zwanzig Mordfällen die Ermittlungen und hatte alle bis auf einen aufgeklärt. Eine Weile war er sogar so erfolgreich, dass er seine eigene Existenz riskierte, da sich die Anzahl der Morde in der Gegend auf höchst beunruhigende Weise verringerte.


Glücklicherweise hatte sich das wieder gegeben, und während des letzten Jahres konnte Bäckström einen sehr erfreulichen Anstieg in der Statistik der tödlichen Gewaltverbrechen verzeichnen. Ein dienstliches Telefongespräch, und wieder landete eine Leiche auf Bäckströms Schreibtisch. Doch diesmal begann alles anders, jemand klingelte an seiner eigenen Wohnungstür. Näher – in persönlicher und privater Hinsicht – kann ein Ermittler dem, was sich sehr bald als Start eines höchst komplizierten Mordfalls erweisen sollte, wohl kaum kommen. Ein diskretes, aber gleichzeitig aufforderndes Klingeln, was ein Mysterium in sich war, da Bäckström dieses Klingeln schon viele Male gehört hatte und wusste, wer den Klingelknopf auf genau diese Art zu betätigen pflegte. Der kleine Edvin, dachte Bäckström. Merkwürdig, denn bei ihrem letzten Zusammentreffen, in der Woche vor Mittsommer, hatte Edvin erzählt, dass er ins Sommerlager der Pfadfinder fahren und erst einen Monat später zurückkehren würde, nämlich Ende Juli.

Bis zu den mysteriösen Türklingeln war es ein ganz normaler Arbeitstag in Bäckströms Leben gewesen. Da das Wetter ausgesprochen schön war, hatte er im Büro angerufen und mitgeteilt, dass er sich leider gezwungen sah, am Vormittag von zu Hause aus zu arbeiten. Die nationale Polizeibehörde brauchte seine Hilfe bei einer dringenden Angelegenheit, was am einfachsten mithilfe seines eigenen Computers und ohne unnötige Wege durchgeführt werden konnte. Dann hatte er sich auf den Balkon gesetzt, gefrühstückt und in aller Ruhe die Tageszeitungen gelesen, anschließend geduscht und sich mit Bedacht gekleidet (dem Wetter entsprechend, ein weiterer strahlender schwedischer Hochsommertag in dem herrlichen Leben, das er inzwischen führte), bevor er schließlich ein Taxi rief, das ihn zum Polizeigebäude in Solna fahren sollte. Bereits eine Stunde vor der Mittagspause war er vor Ort in seinem großen und menschenleeren Büro. Die halbe Belegschaft weilte im Urlaub, weil sie nicht begriffen hatte, dass gerade der Sommer die beste Zeit war, sich auszuruhen, wenn man klug genug war, dies in bezahlter Arbeitszeit zu tun. Nachdem sie so wenige waren, stand schlicht und einfach nicht zur Debatte, sich in arbeitsintensivere Abenteuer zu stürzen, ungeachtet der Wünsche der Führungsetage. Stattdessen beschäftigte man sich damit, in alten Papieren zu blättern und Fälle zu katalogisieren, die zum Stillstand gekommen waren. Kurz gesagt, man umging alles, das nicht von unmittelbarem und besonders dringlichem Charakter war.


Wie immer hatte er zunächst seine übliche Kontrollrunde erledigt, die sicherstellte, dass keiner seiner Mitarbeiter sich Dingen widmete, die Anlass zu weiteren polizeilichen Einsätzen gaben. Alles wirkte ruhig, überwiegend leere Zimmer, Korridore und Schreibtische, die üblichen Faulpelze, die im Pausenraum saßen und über alles zwischen Himmel und Erde palaverten, bloß nicht über die Arbeit selbst. Sobald er seine Runde beendet hatte, sprach er auf seinen Anrufbeantworter, er befände sich nachmittags auf einem Meeting und würde erst am Tag darauf in sein Büro zurückkehren. Dann hatte er ein Taxi nach Djurgården genommen, um in einem schön gelegenen Wirtshaus zu Mittag zu essen, wo das Risiko, irgendeinen Kollegen zu treffen, der sich ebenfalls aus dem Büro verdrückt hatte, gegen null ging. Zuerst eine Variation vom Hering, ein kaltes tschechisches Pils und ein russischer Wodka für die Verdauung. Anschließend gegrilltes Beefsteak, ein weiteres Pils und ein ordentlicher Schnaps, um dem Effekt der gebratenen Zwiebeln entgegenzuwirken, die zu dem Beefsteak serviert worden waren. Das Ganze abgerundet mit Kaffee und Cognac, bevor er sich in das dritte Taxi dieses Tages setzte, um nach Hause zu fahren und seine wohlverdiente Mittagsruhe einzuleiten. Bäckström war erst eine Viertelstunde, bevor Edvin an seiner Tür klingelte aufgewacht. Ausgeruht, guten Mutes und mit kristallklarem Verstand hatte er es sogar bereits fertiggebracht, sich einen erfrischenden Aperitif zu mischen, bevor das Geräusch der Türklingel seine Ruhe störte. Ungefähr gleichzeitig begann er in Gedanken, den gelungenen Abschluss dieses Arbeitstags zu planen. Merkwürdig, dachte Bäckström. Einerseits das typische Klingeln des kleinen Edvin.

Andererseits Edvins eigene Angaben, die im Übrigen von seiner Mutter bestätigt worden waren, als Bäckström sie einige Tage zuvor im Treppenhaus getroffen hatte. Dass Edvin sich in einem Pfadfinderlager befand, weit draußen in der Gegend um die Insel Ekerö im Mälarsee und mindestens dreißig Kilometer von seinem Wohnhaus entfernt. Und dass er erst wieder Ende nächster Woche zu Hause erwartet wurde. Bäckström war zwar der bekannteste und angesehenste Polizist des Landes. Ein lebendes Symbol für die Sicherheit, die alle normalen Mitbürger als ihr Recht betrachteten. Ein Fels in der Brandung, bei dem man in diesen bösen und unsicheren Zeiten noch immer Schutz suchen konnte. So nahmen anständige, normale Leute ihn und das, wofür er stand, wahr – aus gutem Grund.


Gleichzeitig gab es jedoch viel zu viele, die ihre Ansicht nicht teilten und die unter Umständen Edvins Klingelsignal imitierten, um ihm zu Leibe zu rücken, ja ihn sogar anzugreifen oder zu töten. Das hatte sogar sein einfältiger Arbeitgeber eingesehen, als er ihm schließlich das Recht zugestanden hatte, seine Dienstwaffe auch außerhalb der Arbeitszeiten zu tragen. An allen Tagen der Woche, zu jeder Stunde des Tages, egal, wo er sich befand und was er tat, konnte er nun also seinen besten Freund im Leben mit sich führen. Klein-Sigge, seine Dienstpistole der Marke Sig Sauer mit dem größten verfügbaren Magazin, Kapazität von 15 Schuss. Auch wenn es schwer durchzukriegen und sogar das Eingreifen der höchsten Leitung des Polizeiwesens nötig gewesen war, bis einer seiner aktenversessenen Chefs gewagt hatte, diesen Beschluss zu verabschieden. Man sollte es nicht darauf ankommen lassen, dachte Bäckström und holte Sigge aus der Tasche seines Morgenrocks, bevor er in den Flur ging, um einen näheren Blick auf seinen Besucher zu werfen.


Bäckström war ein vorsichtiger Mensch. Bösewichte lauerten überall, und sollte er die Zugbrücke zu der Burg, die er sein Heim nannte, herunterlassen, dann fasste er, und nur er, diesen wohlüberlegten Entschluss. Durch den Türspion zu blicken war völlig unmöglich. Nur die minderbemittelte Kategorie der Lebensmüden ließ sich auf diese Weise den Schädel in Stücke schießen, und dass es überhaupt einen Türspion in seiner Tür gab, diente einzig und allein dazu, den Gegenspieler zu verwirren. Er verließ sich auf die gut versteckte Überwachungskamera, die er vor ein paar Monaten hatte installieren lassen, aus praktischen Gründen sowohl mit seinem Computer als auch mit seinem smarten Handy verbunden. Definitiv Edvin, dachte Bäckström. Er tippte auf sein Handy, um die Kamera auf das Treppenhaus zu richten und sicherzugehen, dass er auch allein war. Und nur Edvin, dachte er. Bevor er die Tür öffnete, steckte er Klein-Sigge zurück in die Tasche seines Morgenrocks, um seinen Gast nicht unnötig zu beunruhigen. »Edvin«, rief Bäckström. »Schön, dich zu sehen. Sag, was kann ich für dich tun, junger Mann?« »Entschuldigen Sie, Herr Kommissar, bei allem Respekt«, sagte Edvin und verbeugte sich höflich, »aber ich glaube, diesmal kann ich etwas für Sie tun.«

»Was du nicht sagst. Das klingt ja gut. Dann komm mal rein.« Merkwürdiger Bursche, dachte Bäckström. Von seinem komischen Aufzug ganz zu schweigen…………………….

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach oben

Menü